Balthasar-Neumann-Preis

Für das architektonische Gesamtkonzept der umgebauten und neu errichteten Betriebsgebäude der Firma Erhard Brandl wurden die Architekten Prof. Homeier und Prof. Richter, München, und der Statiker Dipl. Ing. (FH) Johann Grad, Ingolstadt, mit dem Balthasar-Neumann-Preis 1998 ausgezeichnet. Dieser Preis wird lediglich alle zwei Jahre vom Bund Deutscher Baumeister und der Deutschen Bauzeitung für ein einziges Projekt in ganz Europa vergeben.

Die Jury des Balthasar-Neumann-Preises, die einerseits aus Architekten, andererseits aus Ingenieuren zusammengesetzt ist, lobte neben der gestalterischen Qualität der Gebäude vor allem die brillanten Details, die durch hochwertige Ausarbeitung und Herstellung bestechen. Ein Unikum - inzwischen zum Patent angemeldet - stellt die Dachkonstruktion mit integrierten Sheds dar: Sie wirkt als Stahlbau-Sandwich, das aus oberer und unterer Beplankung und einem dazwischen liegenden Stegsystem zur Übertragung der Querkräfte besteht.

Beurteilung durch die Jury

Die Architekten: Laden und Werkstatt überzeugen durch saubere Ausführung und brillante Details, nicht durch aufgesetztes Dekor oder gar schrille Farbigkeit. Die Stahlkonstruktion wurde vom Bauherrn selbst ausgeführt und zusammen mit den Architekten und Ingenieuren entwickelt. Die feingliedrige Konstruktion ist bis aufs Äußerste reduziert, das als hauchdünne Kante beinahe materielos scheinende Dach wird spielerisch leicht in der Schwebe gehalten. Dies in dörflich-ländlichem Umfeld so selbstverständlich zu inszenieren, dass weder harte Brüche noch Überspitzungen auftreten, ist ein kleines Kunststück.

Die Ingenieure: Die tragende Konstruktion des Gebäudes sowie sämtliche Bauteile und Details des Gebäudes bestechen durch einfache, qualitativ hochwertige Ausarbeitung und Herstellung. In stahlbautechnisch meisterhafter Qualität erscheint die Fassade. Die Dachkonstruktion mit integrierten Sheds wirkt als Stahlbau-Sandwich, das aus oberer und unterer Beplankung und einem dazwischenliegenden Stegsystem zur Übertragung der Querkräfte besteht. Im Bereich der verglasten Flächen der Sheds übernehmen leichte Fachwerkträger die Lastabtragung. Das patentierte Sandwichdach wurde weitestgehend in der Werkstatt hergestellt und auf der Baustelle zu einer Gesamtkonstruktion gefügt. Die wärmegedämmte Konstruktion erfüllt die einschlägigen Wärmeschutzanforderungen.

Als Bauwerk insgesamt, besonders jedoch im Bereich der Stahl- und der Stahl-Glas-Konstruktion, erscheint dieses vergleichsweise kleine und einfache Gebäude als hervorragendes Beispiel dafür, wie durch frühe Zusammenarbeit von Architekt, Lichtplaner, Tragwerksplaner und vor allem der Ausführungsfirmen innovative Ansätze umgesetzt und ein Stück Baukunst geschaffen werden kann.

Sonderausgabe der Deutschen Bauzeitung anlässlich des Balthasar-Neumann-Preises 1998